Sommersplitter 2 - Nette Kolumne | |
Volker Panzer über Camping
Quelle: http://www.zdf.de/ZDFde/inhalt/16/0,1872,2344656,00.html
Früher, als sowieso alles besser war, hieß Camping Zelten und war was für arme Leute wie wir. Und es war herrlich. Das Kind war verantwortlich für die Heringe, das sind die Blechnägel, die mit einem Gummihammer durch Ösen geschlagen werden, dem Zeltboden Halt geben und die Spannseile des Hauszeltes im Grasboden verankern. Es war eine wichtige Aufgabe, die dem Kind da zugemutet wurde, denn einmal marode eingeschlagen, flatterte das Zelt beim kleinsten Wind. Der Vater blies die Luftmatratzen auf. Mit dem Mund und hochrotem Kopf versteht sich: Warum Ausgaben für eine Pumpe, wenn man gesunde Lungen hat, sagte er.
Modernes Camping
Die Mutter hatte schon längst im Windschatten des Vorzeltes den Gaskocher gezündet und wärmte die vorgekochte Suppe auf: Erbsen mit Würstchen. Zelten war ein Abenteuer. Dann wurde aus Zelten Camping und die Duschen auf den Plätzen bekamen Trennwände und warmes Wasser, kosteten aber auch einen Groschen. Heute - das Kind ist längst erwachsen - wird auf Campinglätzen nur noch selten die Kunst des Heringseinschlagens nachgefragt, denn die Zelte von damals stehen jetzt auf Rädern und heißen Wohnwagen oder wenn sie einen Verbrennungsmotor besitzen: Wohnmobile.
Manche sind so geräumig, dass die Markenbezeichnung am Heck: "Chalet" keine Übertreibung ist. Camping ist teuer und nur was für Wohlhabende. Der Freund des Kindes, ebenfalls schon längst erwachsen, ist begeisterter Camper. Sein Wohnwagen, so groß wie ein - wie sagte man früher: Zigeunerwagen - kostet so viel wie ein Einfamilienhaus im weniger boomenden Osten unseres Vaterlandes. Aber dafür hat er alle Schikanen: Eine selbst sich ausfahrende und eindrehende Satellitenschüssel, Vier-Flamm-Gaskocher, Kühlschrank mit Tiefkühlfach. Mikrowelle, natürlich Nasszelle; und der Clou: ein winterfestes Vorzelt, dessen Dach automatisch ausfahrbar ist.
Campingexperte legt Hand an
Dort steht, so wie daheim die Polstergarnitur, die witterungsresistente Edelteakholzverandagarnitur. Wir waren eingeladen. Am Sonntag: zum Grillen. Das Kind des Kindes von früher juchzte. Es konnte - der Stellplatz war gut gewählt - am Seeufer patsche patsche machen, ohne die Mutter aus den Augen zu verlieren, die ihrerseits den Latte Macchiato aus der eingebauten Campingespressomaschine genoss.
Da entdeckte ich den Fehler: Die Halterungsheringe für die Seitenvorzeltwände waren dermaßen schlecht eingeschlagen, dass ich Hand anlegen musste und so meine Campingkompetenz demonstrativ unter Beweis stellte. Sollte Guido jeweils wieder im Mobilhome reisen wollen. Ich könnte ihn kompetent beraten. Aber nicht politisch.
__________________ [B]Der mit dem [I][COLOR=red]Tango[/COLOR] [/I] tanzte...[/B] [URL=http://www.tango-forum.info/wbboard/search.php?boardid=23]Zauberlink[/URL] - beantwortet 85% aller Fragen
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