Hallo alle zusammen !
Ist schon eine Weile her dass ich hier das letzte Mal mal geschrieben habe. Es ist viel passiert die letzten Monate. Deshalb dachte ich mir,ich erzähl mal ein bißchen davon...
Alles begann letztes Jahr auf Korsika. Einen kleinen Reisebericht davon gibt es ja schon in einem anderen Thread ( "Wo gehts bei euch so hin?" ).
Auf dieser wunderschönen Insel waren wir also mit unserem Tango unterwegs,leider mal wieder ohne Motorrad. Enge Straßen,verwinkelte Ecken,..aber wir kamen gut durch. Leider konnten wir damals nicht alles erkunden,was wir gerne wollten. Gerade die Westseite,die es uns Jahre zuvor schon angetan hatte,war mit Tango einfach nicht drin.
Schade,aber auch (erstmal) nicht weiter schlimm.
Was immer wieder auffiel,...jede Menge Camperbusse,die sich einfach irgendwo hinstellen konnten. Damals habe ich mich sogar noch darüber geärgert,weil manche trotz Verbotsschilder direkt am Meer übernachtet haben. Aber tief im Inneren war ich schon etwas neidisch....
Irgendwann letztes Jahr im Herbst/Winter tauchten zeitgleich zwei fast identische Threads auf,die mich langsam zum Grübeln bewegt haben. Einmal hier im Tangoforum,und einmal im Banditforum.
Es ging um Selbstausbauten vom Kastenwagen zum Campingbus.
Gespannt habe ich das mitverfolgt,habe mich immer mehr damit befasst,Youtube Kanäle durchforstet,und der Drang,selber soetwas auf die Beine zu stellen,wuchs immer mehr.
Solange,bis ich es nicht mehr geheim halten konnte. Ich fing an,das Thema meiner Frau schmackhaft zu machen,die eigentlich nie ein Wohnmobil/Bus haben wollte.
Also setzten wir uns zusammen und überlegten,was wir tun sollen.
Nutzen wir den Tango wirklich so,wie er angedacht ist? Eigentlich nicht. 80 Prozent unserer Urlaube verbrachten wir ohne Motorrad. Klar,der Tango hat Stauraum,den man auch für andere Sachen nutzen konnte. Aber eine richtige,gemütliche Sitzecke für drinnen hat er eigentlich nicht. Zumindest nicht für längere Abende bei schlechtem Wetter.
Einfach mal irgendwo stehen bleiben wo es einem gefällt,....geht mit Wohnwagen auch einfach nicht. Aber genau das hat uns schon länger gereizt.
Also kam es wie es kommen mußte. Wir kaufen einen Bus und bauen ihn aus. Ich habe im Vorfeld eine Weile recherchiert,welche Art Bus es werden soll. Kompakt, bis 2 Meter Höhe,den man dann anstelle meines Alltagsautos normal benutzen kann.
Da wir nicht an unser Erspartes gehen wollten,gab es nur eine Möglichkeit.
Die guten Gebrauchtpreise des Tangos ausnutzen und ihn,zusammen mit meinem alten Subaru, versuchen zu verkaufen. Danach einen günstigen Bus finden und ihn mit dem restlichen Geld zum Camper ausbauen.
Ein harter und schwieriger Plan,aber wir waren uns sicher,dass das klappen wird.
Im Februar diesen Jahres war es dann soweit,der Tango,sowie der Subaru stand im Internet zum Verkauf bereit.
Ich war mir sicher dass das Auto eh nicht weg geht,aber beim Tango hatte ich ein relativ gutes Gefühl. Und ich wurde nicht enttäuscht.
Die Anfragen haben mich überrannt,ich mußte innerhalb weniger Tage aussieben,weil es einfach zu viel wurde. Einige Intessenten wollten ihn blind am Telefon kaufen,das habe ich wirklich nicht erwartet.
Ich bin meiner Linie treu geblieben,hatte dem ersten Interessent den Tango versprochen,ihn eine Woche reserviert und ihn schließlich auch an ihn verkauft. Netter Kerl,mein Alter,ich glaube er ist mit dem Tango zufrieden so wie ich das weiter verfolgen konnte.
Preislich habe ich wirklich gutes Geld bekommen,die Tangopreise waren im Februar einfach unverschämt hoch,da hatte ich genau die richtige Zeit gewählt.
Den Moment ,als der Tango vom Hof fuhr,habe ich per Video festgehalten und schon fast Tränen in den Augen gehabt,da ich nicht wußte,ob das wirklich richtig war.
Gerade mal einen Tag später meldete sich plötzlich ein Interessent für den Subaru. Wieder ein netter Kerl,aus dem Nachbarort. Nach einer kleinen Preisverhandlung ging auch dieses Fahrzeug per Videoaufnahme vom Hof zum ganz guten Kurs.
Ich hatte genug Geld in der Hand für unser Vorhaben,aber diesmal tatsache rote Augen. Der Subaru war das beste Auto was ich jemals hatte,war unser Hochzeitsauto,unser Alltagspferd,der uns durch halb Europa begleitet hat. Schlimmer Moment,der sich aber nach ein paar Tagen endlich legte. ( ich sehe ihn immer frisch poliert im Nachbarort stehen,das hilft ungemein)
Jetzt war es an der Zeit einen passenden Bus zu finden.
Es sollte ein relativ neuer Renault Trafic werden. VW Bus wollte ich nicht,zu teuer,zu anfällig, zu viel "Kultfaktor",den ich nicht mitbezahlen wollte.
Nach einigen Tagen dann ein Treffer. Ein 4,5 Jahre alter Trafic mit unter 100 tkm auf der Uhr aus erster Hand. War zwar ein Handwerkerbus,allerdings aus einem Ein-Mann Betrieb,keine Leasingkiste,wo 10 Mann drauf rumgeritten sind.
Ausstattung war relativ gut,Klima, paar elektrische Helferlein,ansonsten eben ein leerer Kastenwagen.
Der Kerl mußte zwangsläufig verkaufen,sein Betrieb ging den Bach runter. Schlecht für ihn,gut für mich bei der Preisverhandlung.
Irgendwann waren wir uns einig und ich nahm den Bus mit nach Hause.
In den Medien ging zeitgleich schon eine Weile das Thema Corona herum,allerdings hat sich da noch kaum einer mit befasst.
Exakt 2 Wochen nach dem Kauf des Busses dann der Schock. CORONA !, Shutdown , der Alptraum begann.
Wir hatten gerade noch so die Kurve bekommen mit unserem Projekt.
Tango weg,Auto weg, Bus da,....Corona da.
Wir sind gesund geblieben, haben unsere Jobs ( sogar ohne Kurzarbeit) behalten können und hatten ab diesem Moment alle Zeit der Welt,unser Projekt zu starten.
In den folgenden 9 Wochen sah unser Tagesablauf folgendermaßen aus:
Arbeiten, heimkommen, Essen, Garage, Bus umbauen, schlafen .
Ich wußte genau wie er werden sollte und wir haben es auch genau so verwirklicht.
Ich habe den Bus gedämmt,entdröhnt, Beifahrerdrehsitz verbaut,
eine Couch in 190cm x 65cm gebaut,die auf 190cm x 130cm ausziehbar ist, es gibt genügend Stauraum, ausziehbare Tische,ausziehbare Kühlbox, Stauraum für Campingstühle samt Tisch, Spüle mit Frisch und Abwasser,seperate Außendusche,mobile Toilette, Dachträger, und eine Elektrikanlage,die genug Steckdosen für den täglichen Gebrauch hat und die Bordbatterie per Solar, per Lichtmaschine und per Landstrom jederzeit laden kann.
Um es kurz zu machen, der Bus kann alles,was der Tango damals auch konnte. Mit dem kleinen Unterschied,dass man drinnen jetzt auch schön sitzen und essen kann. Ich habe sogar einen Durchladegang gelassen,wo man Fahrräder oder unser Campingmoped mitnehmen können. Habe mir für den Zweck eine kleine Honda Monkey ( Chinanachbau) gekauft,die zum Brötchenholen optimal geeignet ist und auf den Reisen immer im Bus mitfährt.
Für die richtigen Motorradurlaube haben wir unseren Anhänger,wo wir zwei Motorräder mitnehmen können. Somit ist dieses Problem auch gelöst. Da meine Frau mittlerweile auch den Mopedlappen gemacht hat und selber fährt,wäre es mit dem Tango mit zwei Motorrädern im Innenraum eh zu eng und zu schwer geworden,das war auch mit ein Grund,diese ganze Tangosache zu überdenken.
Hat das ganze alles geklappt?
JA,...wir waren vor 4 Wochen das erste Mal mit dem Bus im Urlaub,sozusagen die Jungfernfahrt.
Wir sind entgegen aller Meinungen nach Südtirol und an den Gardasee gefahren und hatten dort mit unserem neuen Gefährt mit den entspanntesten und schönsten Urlaub seit langem.
Die Gegend hinter dem Brenner war wie ausgestorben.Südtirol,sowie den Gardasee hatten wir fast für uns alleine. Die Campingplätze waren vielleicht zu 30 bis 40 % belegt,die Hygienestandarts teilweise besser organisiert wie hier in D.
Noch nie haben wir diese Ecke so leer und ruhig erlebt. Der Bus und der Umbau selbst hat super funktioniert,es gab tatsache nicht eine Kleinigkeit,die ich noch hätte ändern müssen.
Das Reisen mit dem kleinen Bus macht uns bis jetzt einen riesen Spaß. Wir haben Alpenpässe erreicht,Plätze angesteuert,die wir so nie gesehen hätten. Man hat immer alles dabei,sei es Wasser, eine Spüle,oder eine Toilette,wenn es mal sein muss.
Der Tango wird immer ein Platz in unserem Herzen haben und ich werde mich,genauso wie früher,nach jedem Tango umdrehen,den ich mal sehe.
Auf diesem Wege wollte ich mich hier so langsam als aktives Mitglied verabschieden und allen noch viel Spaß mit euren Tangos wünschen.
Reinschauen tue ich hier trotzdem des Öfteren,weil ich es einfach gewöhnt bin.
Macht es gut und bleibt gesund ! Falls es Fragen zum Bus geben sollte,nur zu.
Gruß Mario !
|